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Keplerstraße, Mannheim, Anfang 20. Jahrhundert
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Unser Keplerhof, Folge 1: Rückblicke

Die Geschichte unseres Domizils

Januar 2005, die Mannheimer Werbeagentur magenta zieht um. An der Sandsteinfassade des historischen Keplerhofs weist ein goldenes Schild mit der Gravur des Agenturnamens auf den neuen Firmensitz hin. Lange hatten wir nach einem geeigneten Domizil für unsere Agentur gesucht, das sowohl unseren Anforderungen an Größe und Infrastruktur als auch unseren Ansprüchen an Atmosphäre und Stil gerecht werden sollte. In dem einzigartigen Jugendstilensemble in Mannheims Stadtviertel Schwetzingerstadt haben wir den Ort gefunden, der uns inspiriert – ein Ort von Kunst und Kreativität, ein Ort, der Geschichte und Geschichten. Und die möchten wir Ihnen in der Reihe „Unser Keplerhof“ erzählen. Beginnen möchten wir mit einer historischen Rückschau.

2005, das Jahr des Umzugs von magenta, hat für das Gebäude in der Mannheimer Keplerstraße 42 eine historische Bedeutung. Vor genau 100 Jahren, am 17. Februar 1905 lässt Hermann Johann Schmitt das Wohn- und Geschäftshaus in das Grundbuch des Königlichen Amtsgerichts Mannheim eintragen. Der Kaufmann Schmitt ist Erbauer und Besitzer des stolzen Anwesens, von dem aus man die Fontänen des Mannheimer Wasserturms beobachten kann.

„Confituren, Kaffee, Kakao, Schokolade, Tee & Cakes“

So lautet zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Aufschrift in schwungvoller Jugendstil-Typografie auf dem Schaufenster des kleinen Ladens, der sich links neben dem großen Einfahrtstor befindet. Feinste Leckereien und Kolonialwaren werden den Mannheimer Bürgerinnen und Bürgern hier angeboten. 

Durch die Flügeltore nebenan gelangt man in eine mit Stuck verzierte Einfahrt – ordnungsgemäß ausgelegt, um einem Pferdefuhrwerk perfekt Durchfahrt in den Hof zu gewähren. Schmiedeeiserne Schutzornamente zieren heute noch beide Seiten der Wände. Sie dienten dazu, Beschädigungen durch Kutschen und Karren zu vermeiden. Während die Kaufleute ihre Geschäfte abwickelten, wurden die Pferde an einer Tränke und einer Futterstelle versorgt.

„Herm. Schmitt & Co, 
Spec: Fertige Zimmertueren, etc.“

Diese Aufschrift auf der Fassade gab einen Hinweis darauf, was sich hinter den Toren abspielte. Herrmann Schmitt betrieb dort, wo heute die Mannheimer Werbeagentur magenta zu hause ist, ein Auslieferungslager für Türen und Fensterrahmen. Der vierstöckigen Bau im Hof beherbergte zu dieser Zeit eine große Schreinerei im Keller, Büroräume in den ersten beiden Etagen und große Lagerflächen in den oberen Etagen. Dem Türen- und Fensterhandel schloss sich später noch ein Holzwollvertrieb an. Die Geschäfte der Firma Hermann Schmitt & Co florierten.

Die Zeit der Zerstörung

Während des Zweiten Weltkrieges war Mannheim Ziel schwerster Luftangriffe. Von Dezember 1940 und bis Mitte März 1945 erlebte die Stadt über 150 Luftangriffe. Mannheim war die am meisten angegriffene Stadt im Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg. Große Teile des Stadtgebiets wurden zerstört, so auch die Gebäude rund um den Keplerhof. Wie durch ein Wunder wurde das Anwesen in der Keplerstraße 42 von den vernichtenden Bombenangriffen verschont und zählt heute zu den wenigen erhaltenen Jugendstilgebäuden Mannheims.

Im Dornröschenschlaf

Nach dem Krieg führte Otto Schmitt, der Sohn Hermanns, die Geschäfte weiter bis zu seinem Tod. Es wurde still im Keplerhof. Die Hallen standen leer und die Keller wurden verriegelt. Das einstige geschäftige Treiben gab es nicht mehr. Hunderte von Tauben besiedelten die offenen Geschosse des Lagerhauses und nisteten im Gebälk. 

Ottos Frau, Lotte Schmitt, vermietete die Wohnungen im Vorderhaus. In ihrem Testament hatte sie verfügt, dass ihre Nichte, Iris Kirschner, bzw. deren Kinder das Haus erben sollten. Die Familie Kirschner bezog eine der Wohnungen und kümmerte sich fortan um die Restaurierung des gesamten Anwesens, das sich zu dieser Zeit in einem desolaten Zustand befand.

Neue Pracht in alten Mauern

Allen voran Bolko Kirschner, Iris Kirschners Ehemann, ist es zu verdanken, dass der Keplerhof wieder mit neuem Leben erfüllt wurde. Mit viel Eigeneinsatz und wenigen finanziellen Mitteln begann dieser das denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren. Dank seines untrüglichen Geschmacks, seiner Liebe zum Detail und vor allem dank seines unermüdlichen Einsatzes gab der Grafiker Bolko Kirschner dem architektonischen Juwel seinen alten Charme zurück. 

Eine historisch einwandfreie Sanierung ist nicht gerade einfach. So manche Feinabstimmung musste mit dem „Kulturamt für Bauten unter Denkmalschutz“ vorgenommen werden. Nicht immer herrschte hundertprozentige Übereinstimmung bei den einzelnen Maßnahmen, galt es doch die berechtigten Forderungen des Denkmalschutzes und moderne Wohnbedürfnisse oder die Anforderungen an eine zeitgemäße Haustechnik unter einen Hut zu bringen. Aber die Kirschners fanden immer einen Weg, sich zu einigen und die beste Lösung für alle Beteiligten und vor allem den Keplerhof zu erzielen.

Die verborgene Oase 

Wer heute zum ersten Mal durch die Tore in den Hof tritt, wird von üppigem Grün überrascht. Inmitten des historischen Architekturensembles öffnet sich eine kleine Oase für die Sinne. Mit dem sprichwörtlichen grünen Daumen hat die Familie Kirschner hier ein Stück Natur in der Großstadt umgesetzt. Zahlreiche große Pflanzkübel und Hochbeete beleben den Innenhof. An den Fassaden ranken Kletterpflanzen und ein großer Baum spendet Schatten an heißen Sommertagen. So ist es kein Wunder, dass der Keplerhof bereits als Filmkulisse fungierte und von der Stadt Mannheim für seine Begrünung ausgezeichnet wurde. 

Für uns ist der Keplerhof seit über zehn Jahren das perfekte Arbeitsumfeld, in dem wir uns wohlfühlen und kreative Ideen entwickeln können. Und auch unsere Besucher schätzen immer wieder das einladende Ambiente und die Atmosphäre im historischen Keplerhof.