Wann ist eigentlich das Internet voll? Wann laufen die Datenströme über? Wann platzen die Server? Manchmal wird mir ganz schwindelig bei der Vorstellung, welche immensen Datenmengen sich Tag für Tag weltweit anhäufen.
Und wir bei magenta sammeln fleißig mit: Seit 1992 archivieren wir unsere Projektdaten. Bis dato sind bereits über 1.500.000 Dateien und ca. 200.000 Ordner zusammengekommen, die inklusive der Zwischensicherung von Arbeitsdaten mittlerweile ein Volumen von über 200 TB aufbringen. Auf über 1.000 CDs, DVDs und Blue Rays speichern wir Daten für uns und unsere Kunden. Die Datenmengen werden dabei immer größer. Hat ein Layout 1992 noch bequem auf eine Diskette gepasst (ca. 3 MB), muss heute schon die externe Festplatte (ab 250 GB) bemüht werden.
Die Sicherheitsbestimmungen großer Konzerne fordern von uns eine nachweisbare Mehrfachsicherung des Datenbestands. So wird bei uns nicht nur gespiegelt und gesichert, sondern auch gebrannt und auf Band geschrieben. Davon noch eine Kopie und ab damit ins externe Lager – falls die Bude einmal brennen sollte. Aber seit 1992 hat sich vieles geändert. Viele Programme wurden durch andere ersetzt. Freehand gibt es nicht mehr, QuarkXPress ist in der Versenkung verschwunden. Ein großer Teil der alten Dateien lässt sich also gar nicht mehr öffnen. Ein anderer großer Teil betrifft Unternehmen, die es mittlerweile nicht mehr gibt, oder Daten, die heute niemanden mehr interessieren, wie alte Geschäftsberichte oder Weihnachtskarten. Aber wer soll diesen Augias-Stall ausmisten? Also sammeln wir weiter was das Zeug hält.
Aber während die Datenmengen unermüdlich wachsen, wachsen auch die Speicherkapazitäten mit. Mich erinnert das ein wenig an das berühmte Paradoxon von Zenon von Elea (nein, das war kein Zauberer bei „Harry Potter“ und auch kein Elfenkönig von „Herr der Ringe“) über einen Wettlauf zwischen Achill und einer Schildkröte: Achill, der der Schildkröte 12 Attische Fuß Vorsprung gab, konnte die Schildkröte nie überholen, denn immer, wenn er an die Stelle kam, wo die Schildkröte gerade noch gewesen war, war das Tier schon ein Stückchen weiter gekrochen. Irgendwie so stelle ich mir das Ganze vor – unendlich eben.
Die Unendlichkeit ist eine Tatsache. Dass es sie gibt, ist Realität – und Philosophen und Mathematikern zufolge wächst sie immer weiter. „Doch auf dem Weg zur unendlichen Unendlichkeit passiert etwas Eigenartiges. Während die Unendlichkeit selbst über alle mathematischen Maße hinaus wächst, erodiert gleichzeitig die mathematische Logik. Stück für Stück bricht sie in sich zusammen, bis sie nur noch Kleinholz ist.“ (Walter Purkert, deutscher Mathematiker) Und genau so ist das mit den Datenmengen und meiner Vorstellungskraft.
Gott sei dank haben Daten kein Gewicht. Denn wenn man in Betracht zieht, dass die weitaus größten Datenmengen in der Nordhalbkugel gespeichert sind, würde die Erde doch wohl eine ziemliche Unwucht bekommen und wahrscheinlich aus ihrer Umlaufbahn in die Unendlichkeit des Orbits abtrudeln, oder???
(Achtung: Hinter dem Dateinamen dieser Glosse auf unserem Rechner steht die Zahl 111 und das Buchstabenkürzel „KB“ für „Kosmischer Belastungsgrad“. Dieser bezeichnet die Menge der Verschmutzung innerhalb des unendlichen Weltraums, der von der Glosse ausgeht. Falls Sie die Glosse eventuell auf Ihren Rechner heruntergeladen haben, sollten Sie diese auf keinen Fall kopieren oder sinnlos durch die Welt mailen. Löschen Sie sie umgehend um einen kleinen Beitrag gegen die gigantisch steigende Flut an Datenmüll zu leisten.)