Klein, aber fein!

Der Asus Eee PC

So etwas habe ich in meiner 25-jährigen Laufbahn im EDV-Bereich noch nicht erlebt. Der „geizgeile“ Elektrogroßhandel steht Kopf und das oberflächlich angelernte Personal dem Andrang mehr oder weniger hilflos gegenüber.

Um es kurz zu machen – es geht um ein Notebook. Genauer gesagt um den Asus Eee PC 701 4G. Was dieses Gerät von anderen unterscheidet, ist nicht nur der Preis, das geringe Gewicht und die handliche Größe, sondern das Gesamtkonzept. Der Hersteller fasst es mit den drei E im Namen zusammen: “Easy to Learn, Easy to Work, Easy to Play”.

Beim Aufklappen kommt die erste Überraschung: Die Tasten haben nahezu Standardgröße, was das Schreiben längerer Texte durchaus erträglich macht. Einziger Schwachpunkt ist die Einfassung der Tastatur, die bei manchen Tasten etwas locker wirkt, was wohl auf die geringe Größe zurückzuführen ist. Das Display erscheint auf den ersten Blick zwar recht klein, ist auf den zweiten Blick jedoch absolut ausreichend, da die meisten Websites noch auf eine Breite von 800 Bildpunkten optimiert sind. Die Bildqualität des kaum spiegelnden Displays ist hervorragend.

Mit seinen 22,5 x 16,5 cm ist der Eee ungefähr so groß wie ein Organizer und das Gewicht von weniger als einem Kilo ist erstaunlich gering, gerade auch im Hinblick auf die solide Verarbeitung. Die 0,3 Megapixel Webcam ist für Internet-Telefonie optimal und auch die seitlich des Displays untergebrachten Lautsprecher liefern einen verhältnismäßig guten Klang. Das Touchpad gut zu bedienen, komfortabler allerdings ist der Betrieb mit einer Maus, die bei neueren Versionen bereits im Lieferumfang enthalten ist. Mit einem Wireless-Netzwerk im Haus kann man sich mit dem kleinen Leichtgewicht frei bewegen und kommt so erst richtig in den Genuss der 3 bis 3,5 Stunden Akku-Laufzeit.

Das größte Plus ist meiner Meinung nach die geringe Lautstärke. Während man sich bei „normalen“ Notebooks mit Festplatten-Brummen und Lüfter-Rauschen arrangieren muss, ist beim Eee-PC davon nichts zu hören. Lediglich die Betriebslämpchen zeigen nach dem Einschalten an, dass das Gerät schon läuft, bevor nach ein bis zwei Sekunden der Startbildschirm erscheint. Erst bei längerem Betrieb oder bei Anwendungen, die den von Haus aus auf 630MHz untertakteten 900MHz Prozessor stärker fordern, ist der kleine Lüfter gelegentlich zu hören. Mitverantwortlich für die geringe Lautstärke ist das Fehlen einer herkömmlichen Festplatte. An deren Stelle verbaut Asus ein 4GB großes Flash-Rom, wie man es schon von Handys und MP3-Playern her kennt. Zusätzlich besitzt der Eee neben mehreren USB-Steckplätzen einen SD-Karten-Slot, über den sich die Speicherkapazität um 1 bis 16 GB erhöhen lässt. Die Schreib/Lese-Geschwindigkeit ist dabei etwas geringer als die herkömmlicher Festplatten. Der geringere Strombedarf führt aber zu einer wesentlich höheren Akku-Laufzeit. Der Hauptspeicher ist mit 512MB zwar etwas knapp bemessen, aber durchaus ausreichend – und eine Speichererweiterung (bis 2GB) kann selbst von ungeübten Benutzern leicht eingebaut werden.

Das vorinstallierte Betriebssystem basiert auf Linux Xandros, das beim ersten Start im Easy-Mode läuft. Dies dürfte für die meisten Benutzer absolut ausreichend sein. Unter den Menüpunkten Internet, Arbeit, Lernen, Spielen, Einstellungen und Favoriten findet sich so ziemlich alles, was man für den täglichen Gebrauch benötigt. Unter dem Punkt „Internet“ gibt es einen Webmailer, einen Browser, ein Internet Radio, die Internet-Telefonsoftware Skype und andere nützliche Programme. Unter „Arbeit“ ist das vorinstallierte OpenOffice zu finden, die kostenlose Alternative zu den etablierten Microsoft-Office-Produkten. In der Rubrik „Lernen“ befindet sich neben einigen nützlichen Programmen leider auch ein fehlerhaftes Wörterbuch, das zumindest für einen Lacher zwischendrin gut ist. Im Ordner „Spielen“ gibt es Player für Musik, Bilder und Videos. Außerdem können hier auf die Webcam zugegriffen und Video- oder Tonaufnahmen aufgezeichnet werden. Die mitgelieferten Spiele sind kaum erwähnenswert. Zukünftige Versionen sollen u.a. das bekannte Solitaire, einen Tetris-Klon und Sudoku enthalten. Da muss von Seiten des Herstellers noch einiges passieren, um dem dritten „E“ für „easy to play“ gerecht zu werden. Der Ordner „Einstellungen“ bietet neben dem obligatorischen Viren-Scanner verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten, um den Eee-PC ganz den Bedürfnissen des Benutzers anzupassen. Hier lässt sich auch der Easy-Mode beenden und nach einem Neustart das Windows-ähnlichen Xandros im Normal-Modus benutzen, was zwar etwas gewöhnungsbedürftig aber durchaus leistungsfähig ist.

Um in einer gewohnten Umgebung arbeiten zu können, habe ich mich nach ein paar Tagen mit Xandros dann doch für Windows XP entschieden. Zur Installation wird ein externes CD-Rom-Laufwerk benötigt. Unter Windows ist dann der Betrieb von nahezu allen gängigen Windows-Programmen möglich, lediglich durch die Auflösung sind hier Grenzen gesetzt. Zwar ist die sichtbare Bildfläche immer noch die gleiche, der Arbeitsbereich scrollt dann aber mit dem Mauszeiger. Erwartungsgemäß gibt es im Internet schon zahlreiche Modifikationen, die den Betrieb mit höheren Auflösungen erlauben oder ein Umtakten des Prozessors ermöglichen (wodurch aber der Lüfter häufiger anspringt).

Alles in allem ist der Eee-PC ein vollwertiger PC, der aufgrund seiner Größe, der geringen Geräuschentwicklung und der langen Akkulaufzeit sehr viel Spaß macht. Auch der empfohlene Verkaufspreis von 299,- € ist momentan noch unschlagbar. Das Nachfolgegerät, der Eee 900, wurde vor kurzem auf der Cebit vorgestellt und soll für 399,- € ein größeres Display, mehr Hauptspeicher, mehr Flashspeicher, eine bessere Webcam und ein vorinstalliertes Windows XP enthalten. Als Liefertermin wurde der Herbst 2008 genannt, was ich bei den Lieferproblemen, die der 701 immer noch hat, allerdings sehr stark in Frage stelle.