Hochmut kommt vor dem Betriebsunfall
Röntgenbild

Hochmut kommt vor dem Betriebsunfall

Informatives und Unterhaltsames aus 25 Jahren magenta

Mannheim, der 21. Dezember des Jahres 1992. Ein scheinbar ganz normaler Tag kurz vor Weihnachten. Menschen hasten durch die Geschäfte auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken. Der Duft von Glühwein und Lebkuchen erfüllt die Luft. Bis die Katastrophe ihren Lauf nimmt…

9:45 Uhr:
In den magenta-Geschäftsräumen in Seckenheim stellt Geschäftsführer Gero Ulmrich das neue Firmenskateboard vor, mit dem er künftig die Distanzen zwischen den einzelnen Büros quer durch das 70qm große Foyer in 1,2 Sekunden überbrücken will.

12:30 Uhr:
Während der Mittagspause nutzen diverse Mitarbeiter mit Gleichgewichtssinn das Sportgerät zur körperlichen Ertüchtigung.

14:30 Uhr:
Reinhard H. registriert die bewundernden Blicke der weiblichen Belegschaft auf den skatenden Geschäftsführer und schmiedet neidvoll einen kühnen Plan.

14:32 Uhr:
Sodann überschlagen sich die Ereignisse: Der mit beweglichen Sportgeräten gänzlich unerfahrene Mitarbeiter passt eine günstige Gelegenheit ab, das kurz unbenutzte Skateboard zu ergreifen. Mit dem Ausruf „schaut mal wie elegant ich das kann!“ schwingt er sich auf das Sportgerät. Nach 0,5 Sekunden und einer Fahrtstrecke von 1,2 Metern macht sich das Gefährt selbständig und lässt den Fahrer unsanft absteigen. Der Versuch sich abzustützen fällt dilettantisch aus und lässt aufgrund der verdrehten Fußstellung die zuvor propagierte Eleganz gänzlich vermissen. In der Folge kommt es zu einem unsanften Sturz und zu höhnischem Gelächter der umstehenden weiblichen Personen.

15:30 Uhr:
Erste Röntgenaufnahmen in Seckenheim mit der Diagnose Bruch des 5. Mittelfußknochens rechts.
Die Mittelfußknochen – lateinisch Ossa metatarsalia (Mehrzahl) bzw. Os metatarsale (Einzahl) – befinden sich im Fuß zwischen der Fußwurzel und den Zehen. Der Mensch hat an jedem Fuß fünf Mittelfußknochen, die von innen (medial) nach außen (lateral) mit den Zahlen 1 bis 5 nummeriert werden.

17:00 Uhr:
Aufnahme in die Chirurgische Fachklinik Lorsch, die auf allerschwerste Sportunfälle wie diesen spezialisiert ist.

22.12.1992, 9:30 Uhr:
OP, der Professor wird persönlich operieren – zum vierfachen Verrechnungssatz (privatversichert). Reinhard H. schaut gebannt in die tiefen braunen Augen der mit einer grünen OP-Maske verhüllten Narkoseärztin, bevor ihn tiefer Schlaf übermannt. Als er aufwacht, ist sie weg und der Fuß in Gips

23.12.1992:
Aufgrund des bevorstehenden Weihnachtsfestes werden alle Patienten entlassen – auch die kommunikationsfreudige Wormser Hüfte mit Intelligenzdefizit und Familien-Dauerbesuch im gemeinsamen Doppelzimmer.
Wirklich alle werden entlassen – bis auf Einen.

Heiligabend 1992:
Um Reinhard H. kümmern sich fortan liebevoll je zwei Krankenschwestern pro Schicht rund um die Uhr. Im warmen Schein von Nachttischlampe werden gemeinsam Weihnachtslieder angestimmt und die Weihnachtsgeschichte live nachgespielt (Reinhard H. übernimmt die Rolle des lieben Jesuleins in der Krippe). Danach wird das Festtagsmenü verzehrt, das aufgrund der geschlossenen Krankenhausküche à la Carte vom gegenüberliegenden Gourmetrestaurant geliefert wird (wie gesagt: privatversichert!). Frohe Weihnacht!