… das stand in geschwungenen Lettern in der kunstledergebundenen Speisekarte. Doch was kam da auf den Tisch? Ein schwarzer Teller, durch ein Spitzenpapierdeckchen gesiebter Vanillezucker, darauf ein paar Orangenschnitze, die eine Nacht in Likör eingelegt wurden, je ein Klecks weiße und braune Fertig-Mousse, garniert mit einem Schokoladengitter – das wars – kein Dialog, kein Bett und keine torkelnden Orangen…
Das kann ich auch! Oder „Gedämpfte Ochsenbrustspitzen vom argentinischen Angusrind auf einem Spiegel von Wasabicreme an püriertem Wurzelgemüse – die Nobelvariante von gekochter Ochsenbrust mit Meerrettichsoße und Kartoffelbrei?
Dieses Schicki-Micki-Getue nervt, und das Essen wird durch die kreative Benamung auch nicht besser. Komischerweise findet man solche Bezeichnungen vermehrt in der mittelmäßigen Gastronomie, die ihrem Convenience-food den Anstrich einer Sterneküche verpassen will.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin ein Liebhaber der wirklich guten Küche. Ich bin bereit, für frische und ausgewählte Produkte, die dann raffiniert und kreativ zubereitet werden, auch Geld auszugeben. Positive Beispiele für solch eine Küche gibt es auch in unserer Region einige: „Schwarz“ in Heidelberg, das „Dobler´s“ in Mannheim (das einzige Manko dieses Restaurants ist das abgetrennte Genitiv-S im Namen) oder der „Goldene Pflug“ in Heiligkreuzsteinach, um nur einige zu nennen. Hier stimmt so ziemlich alles. Und die Beschreibungen auf den jeweiligen Speisekarten bleiben auf dem Teppich – ohne „Betten“ und „Spiegel“.
Und dann ist da auch noch der kontinuierlich weiter um sich greifende Drang nach den „inneren Werten“. Immer häufiger werden heute Dinge auch in Amateurküchen verarbeitet, die ehemals Waldis Fressnapf vorbehalten waren. In der Endausscheidung des Kochwettbewerbs der „Zeit“ rund um den Guru Siebeck waren in diesem Jahr außer einer Fischwurst ausschließlich Innereien auf dem Teller: Kalbskopfcarpaccio, ein Konfit aus Gänsemägen, Meursaultkutteln-Ravioli, Kalbsbriesstrudel, Hasenhirn auf Wintersalaten, Wachtelleber und Bries… (seltsam, irgendwie habe ich Lust, heute abend etwas Vegetarisches zu kochen).
Meine Mutter sagte immer: „man kann alles essen, wenn man Hunger hat.“ (Sie gehörte eben zu der lange Jahre darbenden Nachkriegsgeneration). Aber wo soll das noch hinführen, zumal die fortschreitende Globalisierung immer mehr Exotisches in unsere Kochtöpfe zaubert? Ich mach da nicht mit. In Japan habe ich das kandierte Meeresungeziefer verschmäht, in Thailand die knusprig gebratenen Kakerlaken. Auch Pekinese im Wok würde mich ehrlich gesagt abschrecken. Ja, was der Bauer nicht kennt…
Ganz ehrlich: ich steh total auf Sauerbraten mit Knödeln!